© Laborgebäude von BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH
September 2021
Für die Weiterentwicklung des Julius-Kühn-Instituts in Berlin entsteht ein Interimsbau, der vielfältig genutzt und später dem natürlichen Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann. Die nachhaltige Zertifizierung gemäß BNB koordiniert CRES Consult.
Das Julius-Kühn-Institut (JKI) am Standort Berlin-Dahlem wird in den nächsten Jahren umfangreich erweitert und funktional neu gestaltet. Ziel ist, den Ausbau sukzessiv bei laufendem Betrieb umzusetzen. Bereits in den Jahren 2016 und 2017 erarbeitete das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung einen Masterplan, um die Arbeitsfähigkeit und den Forschungsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Zwei Fachinstitute des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen werden sich künftig in Berlin-Dahlem konzentrieren. Neben dem bereits ansässigen JKI-Institut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz kommt das JKI-Institut für Strategien und Folgenabschätzung aus Kleinmachnow hinzu.
Die Planung sieht als erstes von sieben Projekten den Neubau eines Laborgebäudes im südlichen Teil der Liegenschaft vor. In diesem Zusammenhang entsteht vorab das Interim1 zur temporären Unterbringung anderer Arbeitsbereiche des Instituts, dessen Häuser für den Bau des Laborgebäudes abgerissen werden.
Vielseitige temporäre Nutzung
Für das zweigeschossige Interimsgebäude beträgt die geschätzte Nutzungsdauer zehn bis zwölf Jahre – voraussichtlich solange, wie die Erweiterung des Julius-Kühn-Instituts in Berlin-Dahlem andauern wird. Während dieser Zeit verwenden den Neubau unterschiedliche Arbeitsbereiche als Zwischenlösung.
Das Nutzungskonzept sieht die phasenweise Unterbringung von Forschungswerkstätten, Laboren, der Gärtnerei mit Sozialräumen, Dusch- und Umkleideräumen, Büroräumen, dem Lager für Versuchsanlagen sowie Applikationsanlagen vor. Mit einer Brutto-Grundfläche von etwa 700 m² wird das Interim in Modulbauweise geplant und weist eine hohe bauliche Flexibilität auf. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2026 vorgesehen.
Nachhaltige Sorgfalt für Interimsgebäude
Ganz genau blickte das Planerteam auf alle Aspekte der Nachhaltigkeit, damit das Interim über seinen gesamten Lebenszyklus in die natürlichen Kreisläufe der Umwelt integriert werden kann.
Eine Holzrahmenbauweise soll die größtmögliche Flexibilität für Tür- und Fensternachrüstungen bieten. Die Bodenplatte aus Beton bildet gleichzeitig eine spätere Container- und Getreidelagerfläche. Bis auf die Bodenplatte wird das gesamte Gebäude als reiner Holzbau ausgeführt. Dies ermöglicht einen einfachen Produktions- und Bauprozess mit Option zum leichten Rückbau und zur Rückführung in den Naturkreislauf (Cradle-to-Cradle-Prinzip).
Gemäß dem Berliner Solargesetz wird eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von mindestens
30 Prozent der Bruttodachfläche installiert. Die erzeugte Energie dient vorrangig zur Eigennutzung des
Interims.
Nachhaltigkeitskoordination nach BNB
Der Neubau des Interims 1 am Julius-Kühn-Institut in Berlin erfüllt hohe Anforderungen an nachhaltigen und ressourceneffizienten Bauen. Die Planung sieht eine Zertifizierung im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) in der Qualitätsstufe Silber vor.
Für das Erreichen der BNB-Zertifizierung managt CRES Consult als BNB Koordinator den umfangreichen Prozess. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsberatung legen wir zudem einen besonderen Fokus auf die materialökologische Begleitung. Hier beraten wir den Architekten DGI Bauwerk aus Berlin und das integrale Planungsteam.
Masterplan zum Ausbau des Julius-Kühn-Instituts in Berlin
Der in den Jahren 2016 und 2017 durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung entstandene Masterplan beschäftigt sich mit der Zusammenlegung der beiden Standorte Berlin-Dahlem und Kleinmachnow des Julius-Kühn-Instituts. Bis zum Jahr 2037 soll der Standort Berlin-Dahlem stufenweise bei laufendem Betrieb ausgebaut werden.
Eine hohe Flexibilität für Veränderungen und gleichermaßen stetige Forschungsarbeit soll die Weiterentwicklung des rund 12 Hektar großen Areals während der langen Ausbauphase kennzeichnen. Hinzu kommt die Berücksichtigung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Eine neue Strukturierung des Standortes durch Neubauten, Verkehrs- und Erschließungswege, Freiflächen sowie Ver- und Entsorgungssysteme sind notwendig. Ebenfalls fließen Aspekte des Klimaschutzes, der Nachhaltigkeit und der Barrierefreiheit in die Planung ein.
Sieben umfangreiche Maßnahmepakete resultieren aus dem Masterplan. Dazu gehören unter anderem der Laborneubau mit Interimsgebäude 1, die Neugestaltung der Außenanlagen und der Neubau des Gewächshauskomplexes.